„Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die zweitbeste ist jetzt.“ Das besagt ein Sprichwort, das wahlweise aus Russland, China oder Uganda stammen soll. Auf jeden Fall gilt es auch für das Knüpfen von Kontakten. Am besten ist es, wenn man auf ein lang bestehendes Netz zurückgreifen kann. Fängt man erst damit an, wenn man es braucht, ist der Zeitpunkt nicht so ideal. Aber funktionieren kann es trotzdem und natürlich auch aus dem Homeoffice heraus.
Alisa Cohn und Denise Clark arbeiten beide als Coaches und geben im Harvard Business Manager Tipps, wie man gerade in Corona-Zeiten erfolgreich Netzwerken kann. Sie raten beispielsweise, abgesagte Konferenzen zu nutzen und sich aus den Teilnehmerlisten einige Personen herauszusuchen, mit denen man etwas gemeinsam hat – vielleicht dasselbe Fachgebiet oder ein Studium an derselben Hochschule. Weil man sich für dieselbe Veranstaltung angemeldet hat, gibt es auf jeden Fall Themen, über die man sich dann per Zoom oder Skype austauschen kann. Bei Veranstaltungen der Karrierenetzwerke Xing oder LinkedIn sehen Teilnehmer normalerweise die Kontaktdaten der anderen. Ansonsten kann man in den Listen zurückliegender Konferenzen stöbern und interessante Gesprächspartner anschreiben.
Bloß nicht wahllos werden
Vom wahllosen Kontakteknüpfen raten alle Profis ab. Lieber ein paar ausgesuchte Personen anschreiben als alle Co-Teilnehmer einer Veranstaltung. Entscheidend sind gut gepflegte Kontakte, die sich dann auch die Zeit für eine Antwort nehmen, wenn man Rat, Informationen oder einen neuen Job sucht.
Die beiden Coaches empfehlen weiter, Gastredner für ein bestimmtes Thema zu Firmenvorträgen einzuladen. In Corona-Zeiten sei das deutlich einfacher, denn eine halbe Stunde für einen Online-Vortrag und anschließende Diskussion ist man eher bereit freizuhalten, als einen Vortrag vor Ort mit An- und Abreisezeiten zu halten.
Gruppen für jede Branche und jedes Thema
Grundsätzlich machen es Online-Plattformen wie LinkedIn oder Xing heute für Anfänger und Netzwerk-Muffel leicht, ein Karrierenetzwerk aufzubauen und zu pflegen. Beide sind in der Basis-Version kostenlos, so dass jeder sich dort ein Profil anlegen kann. Je genauer die Angaben im Profil, desto passender sind die Kontaktvorschläge, die alle Mitglieder regelmäßig erhalten. Außerdem kann man aktiv nach Kollegen derselben Branche suchen oder sich einer Gruppe von Berufskollegen anschließen. Auch bei Facebook gibt es Gruppen für alle möglichen Branchen, in denen teilweise auch Jobs angeboten werden. Für den Blick über den Tellerrand sind Social-Media-Gruppen ohnehin interessant.
Wer mit dem Networken noch fremdelt, kann in Gruppen erst einmal im Hintergrund mitlesen und zu gegebener Zeit aktiv in Diskussionen einsteigen oder selbst Beiträge posten.
Corona-Krise als Aufhänger
Der Klassiker ist sicher das Netzwerk mit früheren oder aktuellen Kollegen. Die meisten Menschen werden schon die Erfahrung gemacht haben, dass man sich auf der Suche nach einem neuen Job oder neuen Auftraggebern mit ehemaligen Kollegen kurzschließt. Oder dass die Kollegen von früher sich an einen erinnern, wenn in ihrer neuen Firma Stellen frei sind. Und auch wenn man sich in seinem Job wohl fühlt, schadet es nie, mit ehemaligen Kollegen in Kontakt zu bleiben und sich weiter auszutauschen. Die Corona-Krise kann hier ein Anlass sein, wieder ins Gespräch zu kommen. Gerade Vorteile und Tücken des Homeoffice sind momentan überall ein Thema. Und vielleicht bekommt man interessante Anregungen, welche die eigene Arbeit erleichtern.
Der Austausch in der Kaffeeküche oder beim Mittagessen sind Grundpfeiler des persönlichen Networkens. In der Corona-Zeit haben viele Firmen daher schon reagiert: Sie veranstalten für ihre Mitarbeiter im Homeoffice neben Arbeitsmeetings zwanglose Zusammenkünfte, beispielsweise in virtuellen Kaffeeküchen oder zum Bier-nach-Vier, so dass sich die Menschen austauschen können.