Steve Hölzle ist Partner bei der SHH Personalberatung. Warum er ohne Networking nicht auskommt und was für ihn ein absolutes No-Go ist, erzählt er im Interview mit GENERATION Homeoffice.
GENERATION Homeoffice: Warum ist Netzwerken so wichtig?
Steve Hölzle: In meinem Beruf könnte ich ohne Netzwerk, ohne Verbindung zu Menschen, gar nicht leben. Ich mache schon seit 20 Jahren Networking. Mit den technischen Möglichkeiten ist es heute viel leichter Kontakte anzubahnen. Daher ist das im Homeoffice auch kein Problem. Ich selbst arbeite nur an drei bis vier Tagen im Monat nicht von zuhause aus. An diesen Tagen treffe ich mich dann mit meinen Kontakten. Ich bin der Meinung, Netzwerken ist Pflicht für jeden, der im Beruf mit Menschen zu tun hat – egal ob kreativ, technisch oder im Bereich Management.
Worum geht es dabei vor allem?
Mir geht es um drei Dinge: Einmal um Sichtbarkeit. Die Algorithmen sehen Dich als wichtig an, wenn Du viele, gut gepflegte Kontakte hast. Das heißt, bei HR-Entscheidern oder potentiellen Kunden werde ich eher wahrgenommen. Ich mache aber keinen Vertrieb über mein Netzwerk. Zweitens ist die Pflege der Kontakte wichtig. Ich arbeite langfristig und nachhaltig. Für die Pflege wende ich jeden Tag etwa zwei Stunden auf. Und ich meine nicht nur von Montag bis Freitag, auch am Wochenende. Und drittens geht es um Tipps, also quasi das Spiel über Bande. Wenn ich jemanden für eine Stelle suche, nutze ich bestehende Kontakte als Tippgeber. Das ist meistens erfolgreicher.
Welche Netzwerke nutzt Du?
Xing und LinkedIn sind meine Hauptplattformen. Auf Xing habe ich um die 2.000 Kontakte, auf LinkedIn etwa 800. Aber: Networking ist Networking, die Plattform ist sekundär. Und ganz wichtig ist: Zwei Drittel meiner Kontakte kenne ich persönlich.
Was rätst Du einem Anfänger?
Auf jeden Fall sollte das Profil ausführlich sein. Das schafft Vertrauen. Vertrauen ist die Grundlage jeder Beziehung, auch der Geschäftsbeziehung. Definitiv gehört ein Foto dazu. Dann sollte ich mich fragen, was ich hier machen möchte. Will ich Austausch zu bestimmten Themen? Oder Aufmerksamkeit von potentiellen Auftraggebern? Je konkreter mein Profil, desto mehr Aufmerksamkeit bekomme ich. Es geht darum sich zu präsentieren – ohne sich auszuziehen. Genauso geht es andersherum, ich kann gezielt nach interessanten Kontakten suchen. Entscheidend ist, einen direkten Bezug zu finden. Das kann die Branche sein oder eine konkrete fachliche Frage. Daraus ergeben sich meist längerfristige Kontakte. Und nie, wirklich niemals den Kontakt mit einem Standardanschreiben beginnen. Ich verwende immer einen persönlichen Text. Auch das ist wichtig für gegenseitiges Vertrauen.
Kann Netzwerken rein digital funktionieren?
Der erste Kontakt ist meistens digital. Aber wenn ich Kontakte vertiefen möchte, geht das auf digitaler Ebene nicht oder nur bedingt. Ich mag es, wenn ich die Leute mal gesehen habe. Aber natürlich nutze ich auch Skype, Teams oder das Telefon, um Kontakte zu intensivieren. In Corona-Zeiten habe ich zwei Leute vermittelt, die ich selbst noch nie gesehen habe und die auch noch nie einen Fuß in ihre zukünftige Firma gesetzt haben. Das war schon komisch und kann ich mir als Dauerzustand auf keinen Fall vorstellen. Aber ich denke schon, dass der persönliche Kontakt in Zukunft weniger wird.