Es geht auch leise

Introvertierte laufen zur Höchstform auf

Unternehmen brauchen auch die leisen Menschen, die meist sehr gute Arbeit abliefern - wenn man sie nicht mit zahllosen Meetings oder permanenter Teamarbeit quält.

Introvertierte provitieren vom Homeoffice

Es gibt die Mitarbeiter, die in jedem Meeting etwas zu sagen haben, die die Kaffeeküche aufmischen und auch sonst auf allen Hochzeiten tanzen. Und dann gibt es diejenigen, die um Besprechungen gerne einen großen Bogen und lieber in aller Stille ihre Arbeit machen. Für introvertierte Menschen ist der Büroalltag oft ganz schön anstrengend. Präsentationen, Meeting-Marathons, gemeinsame Mittagessen und dann vielleicht sogar ein Schreibtisch im Großraumbüro mit ständiger Lärmkulisse – das alles wird ihnen schnell zu viel. Permanente Reizüberflutung blockiert sie.  

Forschungen haben gezeigt, dass sich die Hirnaktivität bei Introvertierten und Extrovertierten unterscheidet. Das Gehirn introvertierter Menschen ist auch ohne Reize von außen im Powermodus – deswegen sind zusätzliche Impulse für sie eher störend. Extrovertierte brauchen gerade Anregungen von außen. Bei Lärm können sie sich besser konzentrieren. Sie fühlen sich wohl in der Gruppe, reden und überzeugen gerne. Außerdem vermarkten sie sich meist besser – was zur Folge hat, dass sich in Führungspositionen überwiegend extrovertierte Menschen finden.  

Unternehmen profitieren von lauten und leisen Mitarbeitern 

Doch das Idealbild des extrovertierten Mitarbeiters hat sich in den vergangenen Jahren relativiert. Unternehmen brauchen auch die leisen Menschen, die meist sehr gute Arbeit abliefern - wenn man sie eben nicht mit zahllosen Meetings oder permanenter Teamarbeit quält. Introvertierte arbeiten meist hochkonzentriert und akribisch und bekommen dadurch viel erledigt. Außerdem überlegen sie normalerweise sehr gründlich, bevor sie etwas sagen, finden häufig kreative Lösungen oder verfassen nachhaltige Konzepte.  

Für ihre Bestform brauchen sie aber vor allem Ruhe. Daher findet Sylvia Löhken, Kommunikationsexpertin und Autorin von „Leise Menschen – starke Wirkung“, Homeoffice für introvertierte Menschen eine gute Sache. Die gewohnte Umgebung schütze vor Reizüberflutung, erklärt Löhken im Internetportal Onlinemarketing.de. Außerdem gebe es keine Unterbrechungen durch spontane Meetings oder redebedürftige Kollegen.  

Unsichtbar im Homeoffice? 

Problematisch ist allerdings, dass die Introvertierten in Online-Meetings meist genauso zurückhaltend sind, wie im Büro. Und wie soll der Chef dann die geleistete Arbeit wahrnehmen? Manche Chefs erkennen, was sie an ihren leisen Mitarbeitern haben und ändern ihre Meetingkultur, so dass jeder reihum zu Wort kommt. Aber auch die Mitarbeiter können sich sichtbarer machen: Indem sie gezielt Einzelgespräche oder den Austausch in kleinen Gruppen suchen und dann gut vorbereitet ihren Standpunkt vortragen. 

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