Fehlbelastungen vermeiden

„Es reicht auch mal, wenn man etwas durch die Wohnung geht“

Ohne Bewegung geht gar nichts. Wir sprachen mit den Physiotherapeuten Marina Trommer und Lars Burgwinkel.

Lars Burgwinkel führt mit der Burg Sagenhaft und der Therapieburg gleich zwei große Therapiezentren in Leichlingen bei Köln. Nun haben Burgwinkel und Physiotherapeutin Marina Trommer sich mit Blick auf die steigende Zahl der im Homeoffice Arbeitenden Gedanken über Bewegung und Gesundheit gemacht.

GENERATION Homeoffice: Haben Sie Erfahrungen mit Arbeiten im Homeoffice? Falls ja: Welche?

Marina Trommer: Ich selbst habe keine Erfahrungen im Homeoffice. Jedoch kann ich berichten, dass vielen Leuten – auf lange Sicht - die Abwechslung fehlt. Natürlich ist es angenehm, dass man gegebenenfalls keine langen Fahrtwege mehr auf sich nehmen muss. Allerdings fehlt einem so auch die klare Abgrenzung zum Arbeitsplatz.

Wird sich Homeoffice als Arbeitsmodell der Zukunft durchsetzen? Wo sehen Sie die Vor- oder Nachteile im Vergleich zur Arbeit im Büro?

Lars Burgwinkel: Meiner Meinung nach wird sich das Konzept des ausschließlichen Homeoffices nicht durchsetzen. Jedoch wird es sich in manchen Bereichen zu einer guten Alternative entwickeln. Die Vorteile sind zum einen der kurze Arbeitsweg, wodurch eine Zeitersparnis entsteht, sodass mehr Zeit für das alltägliche Leben und die Lebensqualität bleibt. Zum anderen kann auch das Konzentrationsvermögen größer sein als in einem Großraumbüro. Als nachteilig kann man die verschwimmende Grenze zwischen Lebens- und Arbeitsalltag sehen. Man versucht sich dort zu erholen, wo auch gearbeitet wird. Dies kann und wird auf Dauer nicht die beste Option sein.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Vorteile bzw. Nachteile beim Arbeiten im Homeoffice?

Trommer: Der größte Vorteil ist wohl die Zeitersparnis, um nach der Arbeit schneller Dinge im Haushalt zu erledigen oder Termine wahrnehmen zu können. Nachteilig ist sicher das fehlende Entspannen nach der Arbeit, da man sich häufig jederzeit erreichbar fühlt.

Worauf sollten Menschen in körperlicher Hinsicht achten, die viel im Homeoffice arbeiten? Wo lauern die größten Gefahren, was mögliche körperliche Beschwerden angeht?

Burgwinkel: Es ist ganz wichtig, sich zwischendurch immer mal wieder zu bewegen und nicht acht Stunden am Stück auf dem Arbeitsstuhl sitzen. Gefährlich könnte dementsprechend die Fehlbelastung der Wirbelsäule und des Schultergürtels werden.

Wie kann man dem – auch zu Hause – entgegenwirken? Welche Übungen sind ratsam?

Trommer: Man sollte sich immer mal wieder zwischendurch bewegen, es reicht auch mal, wenn man etwas durch die Wohnung geht. Ansonsten sind leichte Mobilisations- und Dehnübungen nach oder vor der Arbeitsschicht wichtig. Schultern kreisen, Dehnung des Schultergürtels, Beckenkippen und -aufrichten sowie Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur sind ratsam.

Wie viel Zeit sollte man an Sport und Bewegung täglich im Homeoffice einbauen? Sollte man sogar mehrmals am Tag Übungen machen?

Burgwinkel: Man sollte sich mindestens etwa eine halbe Stunde täglich in Bewegung fit halten. Auch ist es in Ordnung, wenn man mehrmals täglich Übungen durchführt. Schaden kann Bewegung nämlich nie. Man sollte schauen, inwieweit sich das mit den Arbeitszeiten vereinbaren lässt. In den Mittagspausen ist auch ein kleiner Spaziergang ratsam, um auch mal das Umfeld zu wechseln und den Kopf freizubekommen.

Vielen Dank für das Interview.

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