Neue Familienstudie

Geht doch: Väter mit mehr Familienarbeit

Viele Mütter waren systemrelevant beschäftigt und Väter haben ihren Anteil an der Familienarbeit in Corona-Zeiten eindeutig gesteigert.

Männer waschen ab

Während des Lockdowns haben sich Homeoffice, Kurzarbeit und Kontaktbeschränkungen elementar auf das Arbeits- und Familienleben in Deutschland ausgewirkt. Eine neue Untersuchung des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) geht deshalb der Frage nach, wie Eltern mit minderjährigen Kindern in dieser Zeit Beruf und Familie organisiert haben?

Homeoffice mal vier

„Alleine in Deutschland leben gegenwärtig rund 14,6 Millionen Eltern mit 11,1 Millionen minderjährigen Kindern und Jugendlichen im Haushalt“, beschreibt Prof. Dr. Norbert F. Schneider die Größenordnung. Im April 2020 arbeiteten 23 Prozent der Beschäftigten überwiegend im Homeoffice, damit hatte sich der Anteil gemessen am Wert vor der Krise mehr als vervierfacht.

Systemrelevant im Blickpunkt

Beschäftigte in „systemrelevanten“ Berufen standen besonders im Blickpunkt. Als systemrelevant wurden dabei Tätigkeiten bezeichnet, die zur Aufrechterhaltung der „kritischen Infrastruktur“ notwendig sind – beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Energiegewinnung oder Ernährung. Gegenwärtig sind insgesamt 3,4 Millionen Eltern in systemrelevanten Berufen tätig. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied bei den Geschlechtern: Mehr als die Hälfte alle erwerbstätigen Mütter übt eine systemrelevante Tätigkeit aus (52 Prozent), bei den Vätern ist es etwa ein Drittel (34 Prozent).

Rund 36 Prozent aller Mütter in systemrelevanten Bereichen verdienen monatlich weniger als 1.100 Euro netto, nur zehn Prozent 2.600 Euro oder mehr. Dies liegt zum einen in der weiten Verbreitung von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen bei Müttern, zum anderen ist dies auch auf die jeweilige Branche zurückzuführen.

Väter machen mehr Hausarbeit

Erstaunlich sind deshalb diese Zahlen: Für die Familien- und Hausarbeit steigerten sich Mütter von 6,6 auf 7,9 Stunden pro Tag, Väter aber auch von 3,3 auf 5,6. Daraus wird deutlich, dass die Geschlechterunterschiede bei der Zeitverwendung für Haus- und Familienarbeit geringer geworden sind. Dr. Martin Bujard vom BiB folgert daraus: „Auf Basis der Daten lässt sich die These einer Re-Traditionalisierung in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung nicht bestätigen.“

Doch fast die Hälfte der Eltern – und damit ein deutlich höherer Anteil als bei den Personen ohne Kinder – empfand die Lockdown-Phase als sehr belastend. Dabei berichteten Frauen häufiger als Männer von einer hohen Belastung, unter den alleinerziehenden Müttern gaben sogar rund 60 Prozent eine hohe Gesamtbelastung an.

Neue Balance am Arbeitsplatz

Für Schneider steht dennoch fest: „Es ist davon auszugehen, dass die Erfahrungen während des Lockdowns langfristig zu einer neuen Balance von An- und Abwesenheit am Arbeitsplatz führen werden“. Berufe, die im Homeoffice ausgeübt werden können, dürften zunehmend von zuhause erledigt werden.

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