Studie vom Ifo-Institut

Büroräume werden Begegnungsstätten

Das Institut für Wirtschaftsforschung sieht für die Zeit nach der Corona-Krise einen deutlichen Trend zu einem Mix aus Büro- und Heimarbeit.

Büroräume als Begegnungsstätten

Aus der Not wird eine Tugend: Laut Ifo-Institut wollen 54 Prozent der Unternehmen in Deutschland dem Homeoffice künftig einen festen Platz einräumen. Damit greifen sie dem von der SPD geforderten Recht auf Heimarbeit vor.  

Drei Tage im Büro, zwei Tage zuhause – das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) sieht für die Zeit nach der Corona-Krise einen deutlichen Trend zu einem Mix aus Büro- und Heimarbeit.  Dafür haben die Wirtschaftsforscher Unternehmen befragt und eine Mitgliederbefragung des Karriere-Netzwerks LinkedIn zum Thema ausgewertet. 

Drei Viertel der Firmen in Deutschland haben Teile der Belegschaft während der Krise ins Homeoffice geschickt. „Für viele Unternehmen ging die Umstellung mit beträchtlichen Investitionen in digitale Infrastruktur und neue Kommunikationstechnologie einher“, erklärt der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck. Er ist überzeugt, dass „diese Neuorganisation der Arbeit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vollständig rückgängig gemacht wird.“ 

Firmen bauen Vorbehalte gegen Heimarbeit ab 

Das liegt auch daran, dass viele Arbeitgeber aufgrund ihrer Erkenntnisse in der Krise Vorbehalte gegen das Homeoffice abgebaut hätten. Die Beschäftigten sind ebenfalls auf den Geschmack gekommen – drei von vier Befragten fanden die neue Erfahrung positiv. 56 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland können laut der Ifo-Studie zumindest zeitweise von zuhause arbeiten. Doch vor der Corona-Krise wurde diese Möglichkeit gerade mal von der Hälfte genutzt. Angesichts der großen Bereitschaft den Bereich auszubauen meint Falck, dass „die Corona-Krise einen dauerhaften Schub fürs Homeoffice bedeuten könnte“. 

Für die Wirtschaft war die Möglichkeit, die Arbeit zu verlagern, ein Glücksfall. Firmen mit einem hohen Homeoffice-Potential konnten schnell zur Heimarbeit wechseln. Sie mussten deutlich seltener Kurzarbeit beantragen. In der Ifo-Befragung berichten sie auch seltener von negativen Auswirkungen der Krise. Allerdings hat natürlich nicht jeder Job das Potential von daheim erledigt zu werden.  

Büroräume zu Begegnungsstätten 

Nur noch Homeoffice ist laut der Ifo-Studie aber weder für Betriebe noch für Beschäftigte eine Option. Vielen fehlen bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden die sozialen Kontakte und der persönliche Austausch. Die Forschung zeigt zudem, dass ohne den Austausch von Ideen und Wissen oder die gegenseitige Motivation die Produktivität leidet. Für Betriebe gilt es daher, die Vorteile der Heimarbeit mit den Vorteilen der Büroarbeit zu kombinieren. Laut den Wirtschaftsforschern ist die Hybrid-Lösung aus Heim- und Präsenzarbeit am ehesten denkbar. Büroflächen könnten dann in Zukunft eher als Begegnungsstätten dienen - und weniger für isoliertes Arbeiten. 

Empfehlungen