Bastian Schlierkamp im Interview

Campuslösung statt Homeoffice

Bastian Schlierkamp würde Homeoffice nur in Ausnahmefällen genehmigen. Warum er das tut und worin er die Nachteile von Homeoffice sieht, verrät er im Interview.

Bastian Schlierkamp sieht Nachteile beim Homeoffice

Der studierte Pädagoge und ehemalige Zweitliga-Handballer Bastian Schlierkamp ist mittlerweile bereits einige Jahre geschäftsführender Gesellschafter der interaktiv gemeinnützigen Gesellschaft für Schule, Sport und Soziales mbH in Ratingen sowie der SG Ratingen mit mehr als 700 Mitarbeitern. Dazu ist der 36-Jährige Inhaber der interaktiv Jugendhilfe GmbH und des Bildungsinstituts „der Kompass“.

 

GENERATION Homeoffice: Herr Schlierkamp, Sie arbeiten im Homeoffice. Wie kommen Sie damit klar?

Bastian Schlierkamp: Abgesehen von den drei Tagen unter Quarantäne gut. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Mir fällt es also schwer, wenn ich meinen Alltag nicht so gestalten kann, wie ich es gerne hätte.

Wird sich Homeoffice als Arbeitsmodell der Zukunft durchsetzen? Wo sehen Sie Vor- oder Nachteile im Vergleich zur Arbeit im Büro?

Meines Erachtens nach hängt das stark vom jeweiligen Arbeitgeber ab. Ich persönlich beobachte hier Trends. Nachdem viele Firmen Homeoffice bereits vor einigen Jahren eingeführt haben, wurden vielen Arbeitgebern und Arbeitnehmern schnell die Nachteile klar. Dementsprechend haben große Firmen wie beispielsweise Yahoo diese Möglichkeit wieder zurückgenommen. In Zukunft wird sich der Anteil sicherlich erhöhen, meines Erachtens nach wird aber auch weiterhin hauptsächlich im Büro bzw. beim Kunden gearbeitet.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Vorteile bzw. Nachteile beim Arbeiten Im Homeoffice?

Ich denke, es ist menschlich, wenn man sich Dinge wünscht, die man gerade nicht hat. Aus diesem Grund wünschen sich viele Arbeitnehmer das Arbeiten von zu Hause aus. Vorteile wie eine freie Zeiteinteilung oder auch eine eingesparte Anreise zum Arbeitsplatz sind ziemlich verlockend. Sie gehen aber einher mit dem Fehlen „echter“ sozialer Kontakte und einer ablenkungsfreien Arbeitsumgebung. Ich bin mir relativ sicher, dass Homeoffice auf Dauer nur von Arbeitnehmern produktiv gestaltet werden kann, die sehr diszipliniert sind und über einen Arbeitsraum verfügen, in dem sie nicht gestört werden.

Was waren die größten Herausforderungen mit Blick auf Ihre Mitarbeiter, die ja ebenfalls nun vermehrt im Homeoffice arbeiten?

Die größte Herausforderung war, den Mitarbeitern zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, wenn sie von zu Hause aus arbeiten. Der Großteil unseres Teams genießt die Arbeit im Büro und möchte nicht alleine von zu Hause aus arbeiten. Wir hatten eine Mitarbeiterin in Quarantäne, die sehnlichst auf ihren negativen Test gewartet hat und zehn Minuten nach der Freigabe durch das Gesundheitsamt im Büro saß.

Können Sie sich aufgrund der nun gewonnenen Erfahrungswerte vorstellen, dass Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen künftig dauerhaft öfter mal im Homeoffice arbeiten?

Natürlich kann ich mir das vorstellen. Es gibt auch gute Gründe dafür. Wir haben allerdings die Vision einer Campuslösung, in die wir viel investieren wollen. Diese Idee lebt vom ständigen Austausch vor Ort. Ich werde Homeoffice also nur in absoluten Ausnahmefällen genehmigen.

Welche Sachen machen Sie im Homeoffice, die Sie im Büro nicht machen würden?

Für mich persönlich ändert sich nur der Ort. Das hat aber vor allem damit zu tun, dass meine Frau sich überwiegend um unsere Kinder kümmert. Nachdem ich früher viel in den Abendstunden von zu Hause aus gearbeitet habe, begrüße ich die örtliche Trennung von privat zu beruflich mittlerweile sehr.

Arbeiten Sie auch am Wochenende im Homeoffice?

Früher sehr häufig. Da fiel es mir extrem schwer abzuschalten. Heute schalte ich das Smartphone zu Hause komplett aus. Diesen Luxus gönne ich mir. Dafür arbeite ich aber eben viel im Büro, häufig auch am Wochenende oder auch an Feiertagen.

Wie wirkt sich das auf Ihr Arbeiten im Homeoffice aus, wenn die Kinder wieder in der Schule sind?

Ich habe bis auf die wenigen Tage im Rahmen meiner Quarantäne komplett im Büro gearbeitet. Da wir systemrelevanter Träger sind, war das möglich und dafür bin ich auch sehr dankbar. Für mich ändert sich also nichts.

Gilt im Homeoffice noch die Regel: Kein Bier vor vier?

Ich trinke Alkohol nur zu entsprechenden Anlässen, weil es mir schlichtweg nicht schmeckt. Deshalb gibt es bei mir sowohl vor als auch nach vier kein Bier. Bei Feiern ist das natürlich etwas anderes (schmunzelt).

Jogginghose oder Anzug? Kleiden Sie sich im Homeoffice anders als im Büro?

Nein. Nach meiner Erinnerung musste ich einen Anzug beruflich noch nie tragen. Vermutlich wird das auch so bleiben. 

Ihr peinlichstes oder lustigstes Homeoffice-Erlebnis?

Mitarbeiter, die trotz 20 weiterer Teilnehmer in der Videokonferenz jeden Redebeitrag kommentieren.

Grundsätzlich: Homeoffice, Fluch oder Segen?

Abhängig von den Rahmenbedingungen der jeweiligen Firma kann Homeoffice sehr spannend sein, Kosten sparen und dann auch noch die Umwelt schonen. Das fasziniert mich sehr. Ich möchte meine Führungsmannschaft für die Umsetzung unserer Vision und der damit verbundenen, extrem dynamischen Entwicklung aber lieber jeden Tag sehen.

 

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