Umbau der Arbeitswelt

Vier-Tage-Woche und flexible Arbeitszeit

Neuseelands Regierung will neue Arbeitszeitmodelle einführen. Damit soll nicht nur der Tourismus wieder angekurbelt werden.

Dorf der Hobbits

Viele Menschen hätten ihr gesagt, sie würden mehr im eigenen Land reisen, wenn sie flexibler Urlaub nehmen könnten, erklärte die 39-jährige Ardern in einem Facebook-Video. Insbesondere die Tourismusindustrie in Neuseeland leidet unter den Beschränkungen der Corona-Krise. Sie ist der zweitwichtigste Wirtschaftszweig im Land. Bedeutender ist nur die Agrarwirtschaft. Jeder zehnte Arbeitsplatz hängt vom Tourismus ab. Weil internationale Touristen vorerst weiter nicht einreisen dürfen, will Ardern den heimischen Tourismus fördern.

„Viel über Flexibilität und Produktivität gelernt“

„Wir haben durch Covid so viel gelernt“, sagte Ardern. „Über Flexibilität von Menschen, die von zuhause aus arbeiten, sowie die Produktivität, die man daraus mitnehmen kann.“ Es sei zwar letztlich eine Entscheidung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, ob sie flexiblere Arbeitszeitmodelle und Homeoffice in ihrem Unternehmen umsetzen. Der Tourismusindustrie im Land würde es auf jeden Fall helfen, so Ardern. Aber auch für die Work-Life-Balance der Beschäftigten seien flexiblere Arbeitszeitmodelle positiv.

Weniger Stress und positive Work-Life-Balance

Das neuseeländische Finanz- und Immobilienunternehmen „Perpetual Guardian“ schwört bereits länger auf die Vier-Tage-Woche. Eine zweimonatige Testphase war so erfolgreich, dass Firmeninhaber Andrew Barnes das Modell beibehielt. Seine Angestellten fühlen sich weniger gestresst und finden, dass Arbeit und Freizeit viel besser harmonieren. Wie wichtig die Work-Life-Balance ist, haben die zurückliegenden Wochen gezeigt. Kinder betreuen und arbeiten – das brachte viele Menschen ans Limit. Andererseits wurde die Entschleunigung des Lebens aufgrund der Beschränkungen von vielen positiv wahrgenommen. Ebenso wie die Tatsache, dass plötzlich mehr Zeit für die Familie da war.

Vier Tage arbeiten – bei vollem Gehalt

In Schweden schwören einige Firmen schon länger darauf, nur noch an vier Tagen in der Woche zu arbeiten – bei gleichem Gehalt. Die heutige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hatte sich noch in ihrem Amt als Verkehrsministerin für eine Vier-Tage-Woche ausgesprochen. Auch in Deutschland gibt es immer wieder Diskussionen über flexiblere Arbeitszeitmodelle. Bei VW gab es die Vier-Tage-Woche bereits schon mal - wenn auch nicht bei vollem Lohnausgleich. Ziel war damals, 30.000 Arbeitsplätze zu retten.

Die Corona-Krise hat vieles, was vor kurzem noch undenkbar war, möglich gemacht. Ein Systemwandel der klassischen Arbeitsorganisation scheint also ebenfalls realistisch. Zumal es heute die technischen Voraussetzungen für flexibles Arbeiten gibt, auch im Homeoffice. Und viele Chefs erkannt haben, dass zufriedene Mitarbeiter meistens die besseren Mitarbeiter sind.

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