Überall im Land wird gelockert. Auch Kitas und Schulen sind teilweise wieder offen. Unis dagegen unterrichten im laufenden Semester rein digital. Mehr als 3.000 Hochschullehrende fordern deshalb eine schnelle Änderung.
Universität als Ort des Austauschs
„Es kann ja nicht sein, dass ich morgens ins Schwimmbad gehe, mittags ins Restaurant und dass aber gleichzeitig die Universitäten mitten in der Stadt geschlossen sind“, erklärt der Bonner Germanistik-Professor Johannes E. Lehmann in einem Interview mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Lehmann ist einer der Initiatoren eines Offenen Briefs, in dem gefordert wird wieder live und vor Ort zu lehren. Denn die Präsenzlehre ist in den Augen vieler Hochschullehrender unersetzlich. Hier entstehe Wissen, Kritik und Innovation. Beim Online-Unterricht würden kritische Diskussionen über Vorlesungen wegfallen, so Lehmann. Denn nach einem Zoom-Meeting sei jeder wieder für sich alleine zuhause. Die Universität sei aber ein Ort des Austauschs und der Begegnung – und ein entscheidender Bestandteil des Studiums. Deswegen dringt Lehmann darauf, den Präsenzunterricht „schrittweise und vorsichtig“ wieder möglich zu machen.
Universitätsleitungen wachrütteln
Auch Peter Oestmann, der in Münster Rechtsgeschichte lehrt, hat den Brief unterzeichnet. Er startete außerdem eine Online-Petition für das Anliegen. Damit will er die Universitätsleitungen wachrütteln. Denn die gingen teilweise davon aus, dass die Studierenden mit der virtuellen Hochschule ganz zufrieden seien. Oestmann befürchtet, dass die Hochschulen daher auch im kommenden Semester ganz auf digitalen Unterricht setzen könnten, wenn sich die Betroffenen nicht entschieden dagegen wehren. Denn natürlich ist der digitale Unterricht auch eine gute Möglichkeit für die Universitäten auf die Kostenbremse zu drücken. Für ihre Befürworter stellt die Lehre vor Ort jedoch eine Grundlage des Uni-Lebens dar – die sie auf jeden Fall verteidigen wollen. Wie eine Rückkehr zur Präsenzlehre aussehen könnte, dafür hat Oestmann in der Petition schon konkrete Vorschläge: „Es gibt eine große Zahl großer Hörsäle, in denen man mit ausreichendem Abstand kleinere oder mittlere Veranstaltungen durchführen könnte."