Nicht jeder gibt in Videokonferenzen ein gutes Bild ab, nicht jeder schafft es, sich im virtuellen Raum geeignet in Szene zu setzen oder ist davon verunsichert, sich ständig selbst zu sehen. Und woran liegt es, dass Videokonferenzen oft so langwierig und anstrengend sind? Mit diesen Tipps bestreitet ihr eure digitalen Meetings souverän und entspannt.
1. Der eigene Auftritt
Für eure Video-Meetings solltet ihr einen Raum zu wählen, in dem ihr möglichst ungestört seid. Es sollte aber ein Raum sein, in dem ihr euch wohl fühlt, damit ihr selbstbewusst auftreten könnt. Das bedeutet auch, dass ihr dort für die Kamera einen halbwegs ansehnlichen Hintergrund erzeugen solltet.
Je nach beruflichem Umfeld sollte man nicht zu leger daherkommen, das kann den Eindruck erwecken, man messe Meeting und Teilnehmern nicht allzu viel Bedeutung bei. Die Kamera bzw. den Bildausschnitt für euren Auftritt solltet ihr so einrichten, dass ihr mit dem Gesicht nicht zu nahe an der Kamera seid, zumindest nicht bildschirmfüllend. Achtet auch auf das richtige Licht bzw. die richtige Beleuchtung, damit das Bild nicht überstrahlt oder euer Gesicht nicht zu dunkel ist.
2. Stressfaktoren ausschalten
Bei einer Videokonferenz sehen wir meist viele Gesichter, viele Augen, die einen anschauen. Manche kennen das aus Vortragssituationen: "Soziale Angst vor dem Sprechen vor Publikum ist eine der größten Phobien, die es bei uns gibt", sagt Jeremy Bailenson, Kommunikationswissenschaftler an der Stanford University, in Technology, Mind and Behavior. "Wenn jeder einen anstarrt, ist das eine stressige Erfahrung." Dazu kommt, dass intensiver Augenkontakt unser Gehirn in große Aktivität versetzt. Wenn uns ein Gesicht in der realen Welt so nahekommt, hält das Gehirn dies für eine intensive soziale Situation: entweder für einen Konflikt oder die Anbahnung einer Beziehung. Mit etwas Abstand von der Kamera könnt ihr diesen unangenehmen Effekt etwas mindern.
In einer Videokonferenz sieht man aber nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst – eine ungewöhnliche Situation, sagt Bailenson: Es sei, als folge einem ständig jemand mit einem Spiegel, in dem man sich bei allem sehe. "Das wäre einfach verrückt." Studien kamen zu dem Schluss, dass Menschen kritischer mit sich selbst umgehen, wenn sie ein Spiegelbild von sich sehen. Ein plastischer Chirurg aus Hamburg berichtet in der Zeit von einer gestiegenen Nachfrage für Gesichtsbehandlungen wegen Videokonferenzen. Die Lösung ist einfach: Prüft, ob der eigene Bildausschnitt stimmt, dann das eigene Bild ausschalten.
3. Etwas Bewegung
Bei normalen Telefongesprächen kann man aufstehen und durch den Raum gehen. Bei einer Videokonferenz dagegen ist man an seinen Platz gebunden – kontraproduktiv, denn: "Immer mehr aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen, die sich bewegen, kognitiv leistungsfähiger sind", sagt Bailenson. Eine Lösung könnte sein, die Kameraposition zu ändern, so dass ihr auch in weiterer Entfernung bzw. stehend zu sehen seid. Mit einer externen Kamera, die weiter vom Bildschirm entfernt ist, kann das noch besser funktionieren. So könnt ihr auch in einer virtuellen Besprechung mal aufstehen und euch bewegen. Außerdem rät Bailenson dazu, in längeren Konferenzen die Kamera auch mal auszuschalten und sich eine Pause zu gönnen.
4. Kognitive Belastung minimieren
Zu einem Gespräch gehört immer auch nonverbale Kommunikation, also Gesten und Mimik. Die Interpretation derselben ist in einer Videokonferenz je nach Bild- und Internetqualität mitunter schwierig, da Bewegungen und Gesten oft unnatürlich wirken oder schlecht erkennbar sind. So wird aus dem Gespräch etwas, das unseren Geist anstrengt, erläutert Bailenson. "Man muss auf die eigene Position im Bild achten, man neigt dazu, übertrieben zu nicken oder den Daumen nach oben zu strecken. Das erhöht die kognitive Belastung, weil man zum Kommunizieren mentale Kalorien verbraucht." Als Lösung empfiehlt er auch hier, die Kamera ab und zu abzuschalten.
5. Die gute Videokonferenz
Bei einem Videomeeting mit mehreren Teilnehmern empfiehlt sich ein Moderator, der durch das Gespräch führt, damit nicht ungeordnet durcheinander geplappert wird und jeder zu Wort kommt. Dieser Moderator muss nicht der Chef oder die Chefin sein. Besonders wichtig, gerade bei Online-Besprechungen: Ausreden lassen. Oft ist die Übertragung etwas verzögert, so kommt es leicht zum Durcheinander. Ihr solltet Teilnehmern so viel Respekt gegenüber bringen, euch während der Konferenz nicht mit anderen Dingen zu beschäftigen oder mit anderen Menschen im Raum zu sprechen, das lenkt alle anderen ab. Am Ende des Meetings sollte jeder eine klare Aufgabe haben. Oft ist es hilfreich, wenn ein netter Kollege das Wichtigste in einem Protokoll festhält.